5/02/2008

Shirakami und Matagi

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Der Bergwald von Shirakami

Das Bergwaldgebiet von Shirakami wurde 1993 zum Weltkulturerbe erklärt. Es umfaßt eine Kernzone von etwa 10.000 ha und eine Pufferzone von 6.800 ha in den Präfekturen Aomori und Akita. Hier wächst die Sieboldbuche (Fagus Sieboldii), die sich an die großen Schneelasten dieser Gegend angepasst hat und mit ihren Früchten zahlreichen Tieren die Möglichkeit zum Überwintern gibt. Es soll insgesamt in diesem Waldgebiet über 500 verschiedene Pflanzenarten geben. Der Hauptberg der Gebirgskette, Shirakami, ist 1232 Meter hoch. Wenn er im Winter lange Monate schneebedeckt steht, hat er seinen Namen „Weißer Gott“ zu Recht verdient.

Nach einem Erdbeben im Jahre 1704 bildeten sich mehrere Seen im südlichen Bergwaldgebiet von Aomori, heute die „12 Seen“ (Juuniko) genannt. Hier findet sich auch ein Besucherzentrum und Touristen können auf gut gepflegten Pfaden den Wald genießen. Für einen Imbiss unterwegs wird der „Shirakami Man“ angeboten, eine Art Manjuu, kleine Küchlein gefüllt mit süßem Bohnenmus.

Der „blaue Teich“ (ao-ike) ist besonders anziehend mit seinem kristallklaren Wasser von tiefblauer Farbe. Etwas weiter im Süden findet sich der „Japan Canyon“, ebenfalls während dem Erdbeben nach einem unheimlichen Erdrutsch entstanden und nach dem Grand Canyon von Nordamerika benannt.

Der Bergwald von Shirakami war das Gebiet der professionellen Bärenjäger (matagi), die in den Wäldern Nordjapans ihre eigene Kultur entwickelt haben. Ihre Haupteinnahmequelle war die Bärenleber, die in den Städten teuer gehandelt wurde. Bärenleber bzw. Galle ist ein wichtiger Bestandteil vieler Arzneien der chinesischen Tradition.

Miyazawa Kenji, Schriftsteller aus Iwate, berichtet in seinem ergreifenden Bericht von den „Bären von Nametoko“ und dem Jäger Kojuro (Kojuuroo) .

Der Jäger entschuldigte sich immer bei einem erlegten Bären :
„Ich habe Dich nicht umgebracht, weil ich dich hasse, lieber Bär. Aber ich muß mir auch meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich würde ja gerne was anderes arbeiten, aber ich bin arm, habe keine Felder und wenn ich ins Dorf gehe, will keiner etwas mit mir zu tun haben. Ich bin Jäger geworden, weil ich gar keine andere Wahl hatte. Das Schicksal hat dich zum Bären gemacht und mich zum Bärenjäger. Pass nur auf, wenn du wiedergeboren wirst, dass du dann nicht mehr als Bär zur Welt kommst!“


Am Ende der Geschichte, als Kojuro von einem Bären getötet wird und im Wald im Sterben liegt, versammeln sich die Bären um ihn und er glaubt sie murmeln zu hören „Vergib uns, Kojuro, wir habe Dich nicht mit böser Absicht getötet!“
Miyazawa Kenji ist bekannt als gläubiger Buddhist, der bei Wind und Wetter, bei Regen und Sturm immer im Dienste der Menschen seiner Heimat wirkte.))


Eigentlich essen Buddhisten kein Fleisch von vierbeinigen Tieren. Aber das Leben in den verschneiten Wäldern Nordjapans ließ ihnen gar keine Wahl.
So benannten sie wenigstens die Eintöpfe aus Wildfleisch mit einer „blumenreichen“ Sprache. Wildschwein-Eintopf wurde zum „Päonien- Eintopf“ (botan nabe), weil das frische rote Fleisch mit den weißen Fetträndern auf einer großen Platte angerichtet fast wie diese Blüte aussah. Hirschfleich-Eintopf war dem Herbstlaub zugeordnet (momiji nabe), Pferdefleisch wurde zur Kirschblüte arrangiert (sakura nabe).
Wilde Hasen und Fasanen kamen auch in den Kochtopf, alles Wildfleisch war eine wichtige Quelle für Eiweiß in der Nahrung der Bergbewohner.

Der große Schrein in Suwa (Nagano) verkauft sogar besondere Amulette mit speziellen Essstäbchen, die zum Essen von Wildfleisch verwendet werden sollten (kajiki no men), um sich keiner spirituellen Verunreinigung zu unterziehen.

Inzwischen ist die Bärenjagd stark reglementiert, aber früher gingen die Jägertrupps mit ihren langen Speeren regelmäßig auf Jagd. Vor jedem Einstieg in den Wald wurden an bestimmten Stellen Opfergaben dargebracht und Gebete gesprochen. Ziel der Jagd war der Kragenbär, den sie nach dem Töten mühsam ins Dorf schleppten. Dabei sangen sie das Lied vom „Bärenschleppen“. Vor aller Augen wurde der Bär dann zerlegt und die wertvolle Leber und Gallenblase entnommen. Der Rest kam in den Kochtopf.

Während einer Jagdexpedition nahmen die Bärenjäger nur Reisklöße mit, von der Ehefrau zu Hause vorbereitet. Sie füllte zwei Reisschalen bis zum Rand mit gekochtem Reis, strich den Rand glatt und klappte beide Schalen zusammen zu einem großen Ball. Etwas trockener Fisch diente als Füllung. Zutaten mit Essig durften auf keinen Fall während der Jagd im Wald gegessen werden, weil die Aussprache von „schmeckt nach Essig“ (suppai) an die Aussprache von „keinen Erfolg haben“ (shippai) erinnert ... und das sollte auf keinen Fall heraufbeschworen werden.

Bären-Eintopf mit viel Gobo zur Neutralisierung des starken Wildgeschmacks wird heute noch in den Berggegenden angeboten, manchmal auch Bärentatzen, eine ganz besondere Spezialität.
Im Bären-Eintopf werden neben dem Fleisch noch Pilze und viel „Berggemüse“ mitgekocht, s.S. 204.

Eine Besonderheit der Wälder Akitas ist der „Berg-Kaviar“ (tonburi). Das sind die getrockneten Früchte der Zypresse Kochia scoparia, die gesammelt und einen Tag in kaltem Wasser gewässert werden. Nach dem Trocknen wird die äußere Haut durch Reiben zwischen den Handflächen mühsam entfernt. Die verbleibenden Kügelchen haben nur 1-2 mm im Durchmesser, aber ihre schwaz-grüne Oberfläche schimmert appetitlich wie Kaviar. Sie werden auch häufig in chinesischer Medizin verarbeitet.



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***** Mushrooms (kinoko, ki no ko) as food

Mori no Megumi . Food from the Bountiful Woods


Dishes from AKITA


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